Interview mit dem Buddhismusforscher Dr. Peter Gäng

Peter Gäng ist ein weiser Mann. Was er als Buddhist über das Studium der Texte und als Meditierender über den menschlichen Geist herausgefunden hat, kann er als Gesprächspartner prägnant vermitteln. Außerdem schreibt er zu diesem Thema interessante Bücher. Liebe und Erkennen sind für ihn der Kern der Spiritualität.

Auch wenn er selbst mit dem Wort Weisheit „alte Männer in Griechenland“ assoziiert, strahlt er genau diese Kraft gelassener und liebevoller Einsicht aus. Das experimentelle, forschende Nachfragen in der Beschäftigung mit den Quellen des Buddhismus in den Originalsprachen hat für ihn ergeben, dass es in dieser Religion um die positive Hinwendung zum Menschen und „intelligentes Hingucken“ geht.

Eine Tante in Berlin wird Anfang der sechziger Jahre zu seiner Mentorin. Sie veranlaßt den chemisch-technischen Assistenten das Abendgymnasium zu besuchen und dann zu studieren: Indologie, Philosophie und Sozialwissenschaften. Der eigene Wunsch, buddhistischer Mönch zu werden und sich zum Studium der Texte zurückzuziehen, wird durch ein Ereignis über den Haufen geworfen. Die Selbstverbrennung eines vietnamesischen Mönches veranlaßt ihn, eine andere Haltung anzunehmen und sich politisch zu engagieren. Er schreibt ein Buch über Vietnam, das gerade in diesen Tagen wieder aufgelegt wird und in den Schaufenstern der Buchhandlungen zu sehen ist (vor 40 Jahren war 1968).

Die politische Praxis unterbricht zunächst die wissenschaftliche Beschäftigung. Aber dann liest er tantrische Grundtexte im Original und hat das Gefühl, etwas gefunden zu haben, das direkt zu ihm spricht. Die langjährige Auseinandersetzung mit einem Quelltext führt später zur ersten Übersetzung des Guhyasamaja – Tantra. Aber auch Meister Eckhart und andere Vertreter der deutschen Mystik werden gelesen und haben ihm etwas zu sagen.

Im letzten Teil des Interviews geht es um die weiblich-männliche Polarität im Tantrismus und die Frage nach einem männlichen Weg in der Spiritualität. Die patriarchalische Grundhaltung unserer Gesellschaft muss einem ganzheitlichen Verständnis der Wirklichkeit weichen, um unser Überleben zu ermöglichen. Aus dem Hevajra – Tantra berichtet er von einer Meditationspraxis, die zu einem tieferen männlichen Selbstverständnis führen kann.

Peter Gäng ist unter anderem Mitgründer der Buddhistischen Akademie und des buddhistischen Studienverlages. Einige Veröffentlichungen von ihm sind:

  • Peter Gäng. Tantrischer Buddhismus: Experimentelle Mystik – radikale Sinnlichkeit. Theseus, 2001.
  • Peter Gäng. Was ist Buddhismus? Campus, 2002.
  • Jürgen Horlemann, Peter Gäng. Vietnam: Genesis eines Konflikts. Frankfurt: Suhrkamp 2008. (Erstauflage 1966)

Das Gespräch habe ich mit ihm am 4. Mai 2008 auf der Dachterrasse eines Kreuzberger Hauses geführt. Die Geräusche der Umgebung sind daher zu hören und leider manchmal stärkeres Windrauschen am Mikrophon. Wir haben uns 86 Minuten lang unterhalten. Das Interview kann über den folgenden Link heruntergeladen werden:

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